Geologie, Böden und Klima

Geologie, Böden und Klima

und deren Einfluss auf das Pilzvorkommen

Der Großteil des Gebietes wurde in seiner heutigen Form vom Isar-Loisach-Gletscher und seinen Zungenbecken im Ammer- und Würmsee (heute Starnberger See) geprägt. Etwa nördlich der Linie Landsberg-Geltendorf verläuft die Grenze zur älteren Rißmoränenlandschaft, die wiederum nördlich von Mering und Maisach in das Tertiär-Hügelland übergeht.

Die Rißmoränen sind den würmeiszeitlichen Wallmoränen in der Regel vorgelagert und können oft durch ihre flacheren Geländeformen und mächtigeren Bodenbildungen (Verlehmung / Entkalkung), oder ihre Lößbedeckung unterschieden werden. (nach Krause 2001: 18)

Nordöstlich von Fürstenfeldbruck und Germering beginnt die Münchner Schotterebene. Auf den basenhaltigen Ausgangsgesteinen, meist Kalkschotter, haben sich abhängig von der Entstehungszeit, den Niederschlägen und der Vegetation Böden mit unterschiedlichen Säuregraden entwickelt. Diese haben wiederum Einfluss auf die Vegetation und die darin vorkommenden Pilzarten. So findet man in der erdgeschichtlich älteren Rißeiszeit-Landschaft tendenziell mehr Pilzarten, die saure Böden bevorzugen bzw. tolerieren können. Innerhalb der würmeiszeitlich geprägten Bereiche dominieren die basischen Böden. Dennoch können hier in Moornähe oder auf Lößböden (nacheiszeitiche Flugsande) Pilzgemeinschaften saurer Böden vorkommen.

In allen Gebieten herrschen sehr heterogene Verhältnisse: Zwischen sandig-kiesigem und damit sehr durchlässigem Untergrund und tonig-schluffigem, wenig durchlässigem Untergrund kommen alle Varianten vor. Auf diesem Untergrund haben sich die heute vorkommenden Böden vorwiegend im Spätglazial mit unterschiedlicher Tiefe und Durchlässigkeit entwickelt. Einen Überblick gibt die Standortkundliche Bodenkarte von Bayern (Bayerisches Geologisches Landesamt 1986):

„Im Norden des Jungmoränengebietes (Bilanzgebiet) bedeckt flachgründige Pararendzina aus kiesigschluffiger Jungmoräne (z.T. Ackerpararendzina) die Wallkuppen, während die Abhänge bis zur Wallbasis hauptsächlich aus mittel-bis tiefgründiger Parabraunerde (z.T. Braunerde) bestehen. Die zum jüngeren Wall verbindenden carbonatreichen Schotterflächen entwickelten sich meist zu flach- bis mittelgründiger Parabraunerde und Ackerbraunerde oder Ackerpararendzina. Die Böden auf den nach Süden, Osten und Westen anschließenden schluffig-kiesigen Grundmoränen verwittern meistens zu mittel-bis tiefgründigen Parabraunerden. Dieser Bodentyp überwiegt auch an den Kuppen des "Machtlfinger Drumlinfeldes" und in den nächst jüngeren Wallzügen im Süden, Osten und Westen. In den zungenbeckennahen Gebieten zeichnen sich im Osten und Westen voneinander abweichende Bodenbildungen ab. Am Ammersee-Beckenrand ist eine flach- bis mittelgründige Pararendzina aus schluffigkiesigem Substrat dominierend, dagegen tritt an der Würmsee-Westseite vermehrt eine mittel- bis tiefgründige Parabraunerde auf. Stark wasserstauende Grundmoränen- und Seetonflächen oder Schotterflächen mit oberflächennahem Grundwasser weisen oft Nieder- und Übergangsmoore oder Gleyböden auf. An den steileren Abhängen im Süden, Südwesten und Südosten findet man größere Flächen mit Hang- und Quellengleyen. Es fällt auf, daß am östlichen Zungenbeckenrand des Ammersees flach- bis mittelgründige, also weniger wasserhemmende Böden (v.a. Pararendzinen) überwiegen, wogegen am westlichen Zungenbeckenrand des Würmsees bis in den Grenzbereich zwischen Ammersee- und Würmseelobus mittel- bis tiefgründige, besser wasserhemmende Böden dominieren (v.a. Parabraunerden). Es gibt keinen Hinweis dafür, daß diese regionalen Abweichungen der Entwicklungstiefen einer unterschiedlichen petrographischen Zusammensetzung des Ausgangsmaterials (Substrat) zuzuschreiben wären.“ (Krause 2001: 30)


Die Geländehöhen liegen zwischen 500 und 760 m ü. NN, aus vegetationskundlicher Sicht also in der montanen Höhenstufe. An den Höhenrücken der beiden großen Seen fällt das Gelände zwischen 150 m am Ammersee-Höhenrücken und 100 m am Starnberger See auf ein bis zwei Kilometer bis auf den Wasserspiegel ab. Dadurch sind ausgedehnte Gebiete mit Südwest- bzw. Südost-Exposition vorhanden. Beide Seen wirken als Wärmespeicher mit insgesamt höherer Luftfeuchte. In der Region finden sich daher etliche Pilzarten, die wärmebegünstigte Wuchsorte besiedeln. Dazu gehören z. B. Röhrlinge wie der Satanspilz (Boletus satanas) und der Rosahütige Hexenröhrling (Boletus rodoxanthus). Auch der mittlerweile leider ausgestorbene Königsröhrling (Boletus regius) passt klimatisch in diese Region. Die Jahresniederschläge liegen zwischen 900 und 1200 mm/m². In Jahren mit hohem Sommerniederschlag können viele Pilzarten ihren ersten Fruchtkörperaspekt schon ab Ende Juni bis August entwickeln. In sehr kühl-feuchten Sommern wurden so beispielsweise typische Herbstvertreter wie der Nebelgraue Trichterling (Clitocybe nebularis), auch Herbstblattl genannt, schon im August angetroffen. Hohe Niederschläge und die feuchtere Luft in den großen Seebecken sind die Grundlagen für das Vorkommen von Pilzarten, die subatlantische Verhältnisse bevorzugen.
Aus geologisch-hydrologischer und klimatischer Sichtweise sind die Verhältnisse im Ammerseeraum in allen ehemals vergletscherten Gebieten im gesamten bayerischen Alpenvorland ähnlich. Dies gilt sicher auch für die Pilzvorkommen.
Somit schafft die hier dargestellte Übersicht von Pilzvorkommen im Ammerseeraum einen repräsentativen Überblick für den gesamten Vorlandgürtel der nördlichen Kalkalpen zwischen dem Berchtesgadener Land über den Chiemgau bis zum Bodensee.


Literatur:
Krause K-H (2001): Die geologisch-hydrogeologische Situation im Jung- und Altmoränengebiet des Andechser Höhenrückens zwischen Ammer- und Würmsee und in der nördlich angrenzenden Wurzelzone der westlichen Münchener Schotterebene (Oberbayern). Diss. am Lehrstuhl für Allgemeine, Angewandte und Ingenieur-Geologie der Technischen Universität München (vgl. http://d-nb.info/962014443/34).