Startseite

Claviceps purpurea (Fr.) Tul. 1853

Synonyme: Claviceps microcephala (Wallr.) Tul.

Systematik: Fungi > Hypocreales > Clavicipitaceae

Deutscher Name: Mutterkorn

Vorkommen:
Sklerotien sind ganzjährig zu finden, die Hauptfruchtform zwischen Mai und Juli. In Deutschland weit verbreitet auf diversen Süßgräsern.

Vorkommen am Ammersee:
Weit verbreitet auf verschiedenen Süßgräsern (Poaceae). Es wurde hier meist nur die Anamorphe kartiert. Geländefunde der Hauptfruchtform (Teleomorphe) sind relativ selten, aber möglich (siehe Bild unten).
In unserer Datenbank gibt es 59 Fundmeldungen.

Makroskopische Bestimmungsmerkmale:
Befallene Gräser zeigen aus den Blüten herausragend hornförmige, dunkelbraune bis purpurschwarze, 2-30 mm lange, feste Sklerotien (Die Grösse der Sklerotien variiert mit dem Wirt). Diese sind innen weiß (Anamorphe). In der kalten Jahreszeit fallen sie zu Boden und überwintern dort, um dann im Frühjahr aus den Sklerotien ihre Fruchtkörper zu bilden.
Pro Sklerotium können bis zu 30 knopfförmig gestielte, fleisch- bis strohfarbene Fruchtkörper gebildet werden. Aus der knopfförmigen Verbreiterung brechen die kleinen flaschenförmigen Perithecien hervor.
Reifer Kopfteil rundlich bis abgeflacht, 1,5- 3 mm, ocker- gelb, Perithezien-Mündungen fein dunkelbraun punktiert.
Stiel zylindrisch, wellig verbogen, glatt, rötlich-violettbraun, 5 -15 x 1-1,5 mm, dem schwarzen Sklerotium mit weisslichem Hyphenfilz aufsitzend.

Mikroskopische Bestimmungsmerkmale:
Konidien ellipsoid, 4-6 x 2-3 µm.
Asci keulenförmig, 100-160 x 3-5 µm mit acht fadenförmigen, mehrzelligen 50-76 x 0,6-1 µm großen, hyalinen Sporen gefüllt.

Bemerkungen:
Der Großteil der Arten ist sehr wirtsspezifisch, deshalb hilft für eine genaue Artansprache der Art die Kenntnis des parasitierten Wirtes.
Die Mutterkörner auf den angepflanzten Getreiden sind meist sehr groß und auffällig.

Die enthaltenen Alkaloide und das krampflösende Ergotamin haben in den richtigen Dosierungen positive medizinische Wirkungen, sind z. B. krampflösend.

Diese Wirkstoffe verursachten im Mittelalter durch den Verzehr von damit verunreinigtem Getreide oft tragische Vergiftungserscheinungen in der Bevölkerung: Die Kriebelkrankheit, auch Antoniusfeuer genannt (wissenschaftl. Ergotismus).

Durch zu hohe Dosen von Ergotamin kommt es zu Durchblutungsstörung von Organen wie Gliedmaßen, Herzmuskel und Nieren. Die Füße und Hände werden kalt und bleich, der Puls wird sehr schwach. Es entsteht Hautkribbeln (daher Kriebelkrankheit) bis hin zu Lähmungen. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zum schmerzhaften Absterben von Fingern und Zehen. Dazu kommen unangenehme Begleiterscheinungen wie Durchfall, Erbrechen, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Verwirrtheit bis hin zu Wahnvorstellungen. Tödliche Dosen verursachen Atem- oder Herzstillstand.

Autor: Julia Kruse & Peter Karasch

Quelle / Literatur:
Brandenburger (1985): 792;

Beschreibung der Hauptfruchtform:
Breitenbach & Kränzlin (1980): Pilze der Schweiz Bd. 1, Nr. 308.

  • Detailansicht

    Foto: Julia Kruse
  • Makroskopische Ansicht

    Foto: Peter Karasch
  • Makroskopische Ansicht

    Foto: Julia Kruse