Eine wissenschaftliche Definition für Pilze ist:
„Pilze (Fungi) sind eukaryotische Lebewesen, deren Zellen Mitochondrien und ein Zellskelett enthalten. In der biologischen Klassifikation bilden sie neben Tieren und Pflanzen ein eigenständiges Reich, zu dem sowohl Einzeller wie die Backhefe als auch Vielzeller wie die Schimmelpilze und die Ständerpilze gehören.
Pilze vermehren und verbreiten sich geschlechtlich und ungeschlechtlich durch Sporen und vegetativ durch Ausbreitung (eventuell mit Fragmentierung) ihrer manchmal sehr langlebigen Myzelien oder Mykorrhizen.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pilze)
Systematik aus Lüder R & F 2013
Unsere Sicht auf die Pilze ist:
Sie sind seit mehr als 590 Millionen Jahren auf der Erde
Sie sind faszinierende Geschöpfe
Sie sind bis heute weitgehend unerforscht
Sie sind äußerst artenreich
Sie sind unentbehrlich für den Naturhaushalt
Sie sind weltweit verbreitet und sehr erfolgreich
Sie schmecken ausgezeichnet (jedenfalls manche)
Parasitismus ist eigennützige Ausbeutung eines anderen lebenden Organismus (z. B. Wurzelschwamm – Heterobasidion annosum vornehmlich an Fichten(-wurzeln)).
Symbiose ist im erweiterten Sinn ein wechselseitiger Parasitismus (Mutualismus) zwischen unterschiedlichen Organismen (z. B. Ektomykorrhiza vom Fichtensteinpilz – Boletus edulis an den Wurzeln der Fichte ). Bäume geben bis zu 30 % ihrer Photosyntheseprodukte (Zucker) an die Mykorrhizapartner aus dem Pilzreich im Tausch gegen Stickstoff, Phosphor und Wasser ab und sind deshalb aufeinander angewiesen.
Saprotrophie ist der Abbau toten organischen Materials (z. B. Fichtenzapfenrübling – Strobilurus esculentus auf Fichtenzapfen). Pilze haben einen wesentlichen Anteil an der Remineralisierung organischer Masse im Stoffkreislauf der Natur.
Manchmal folgt eine saprotrophe Phase nach einer parasitischen und umgekehrt (z. B. Hallimasch - Armillaria spec.).
Die Verbreitungsorgane, also die Fruchtkörper der Pilze sind sehr formenreich. Ihre Funktion besteht in der Ausbildung von riesigen Sporenmengen und deren optimaler Verbreitung. Der Fliegenpilz (Amanita muscaria), wie tausende weitere Hutpilze, bildet seine Sporen auf den Lamellenflächen unter seinem Hut, den er mit einem langen Stiel in die Luft hebt. Bei der Sporenreife kann er die Sporen abstoßen und diese werden aufgrund ihrer sehr geringen Masse über Luftbewegungen verbreitet. Ca. 70 % der gesamten Sporenmenge eines Fruchtkörpers landet so als Sporenbank im Umkreis von 1-5 m auf dem Erdboden. Ein Teil der Sporen kann aber auch über die Atmosphäre bis in andere Erdteile gelangen. Darüber hinaus werden Pilzsporen von Tieren und durch Witterungseinflüsse (z. B. Niederschläge) verbreitet.
Die Haupt-Merkmale eines Hutpilzes werden auf der folgenden Tafel dargestellt:
Merkmale aus Lüder R & F 2013
Die Sporen sind so klein (z. B. i. M. 16 x 5 µm (1000 µm = 1 mm) beim Fichtensteinpilz), dass man sie mit bloßem Auge nur als Sporenstaub wahrnehmen kann. Ein Lufthauch genügt, um sie zu verbreiten. Es müssen allerdings zwei Sporen einer Art auf einem geeigneten Substrat auskeimen und als Fadengeflecht miteinander verschmelzen, um einen neues, sexuell fortpflanzungsfähiges Individuum entstehen zu lassen. Die Entwicklung von Röhren- oder Lamellen dient der effizienten Ausnutzung von Platz auf dem Pilzfruchtkörper und spart damit Ressourcen. Auf einem einzigen mm² Lamellenoberfläche, z. B. beim Zuchtchampignon (Agaricus bisporus), haben so 100 x 100 = 10.000 Sporen Platz. In einem einzigen Riesenbovisten (Langermannia gigantea) von der Größe eines Fußballs können sich 7,5 Billionen Sporen entwickeln, die allerdings nur zu einem geringen Teil auf günstige Keimbedingungen treffen. Würde aus jeder Spore ein neuer Riesenbovist entstehen, wäre bereits ab der 3. Generation das Gewicht der Erde übertroffen.
Andere Pilzarten haben im Laufe der Evolution Fruchtkörper entwickelt, die unter der Erdoberfläche reifen, die sogenannten Hypogäen. Einige essbare Arten davon nennen wir Trüffeln. Unter der Erdoberfläche zu reifen, bringt den Vorteil, vor Temperaturextremen besser geschützt zu sein und insgesamt eine gleichmäßigere Bodenfeuchte nutzen zu können. Dafür haben diese Pilze spezielle Gerüche entwickelt, die ab der Sporenreife Tiere anlocken, die sie fressen und nach der Darmpassage verbreiten. Die Sporen müssen zudem solch stabile Wände haben, dass sie von den Magensäuren nicht zerstört werden können. Wieder andere Arten haben die elegant verästelten Formen von Meereskorallen, z. B. die Gattung Ramaria. Die Stinkmorcheln (Phallus impudicus) entwickeln ihre Sporen in einer klebrigen Masse, die zudem bei der Reife nach Aas riecht. Das zieht massenweise Fliegen an, die die Sporen dann weitertragen.
Eine Übersicht über den Formenreichtum der Pilze geben die folgenden Tafeln aus Lüder R & F 2013