Die ersten pilzkundlichen Vereinigungen in Deutschland wurden Anfang des 20. Jahrhunderts in Stuttgart, Nürnberg und München gegründet.
Der Verein für Pilzkunde München e. V. (www.pilze-muenchen.de) feiert 2016 sein Einhundertjähriges Bestehen.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden also ab ca. 1916 die ersten organisierten pilzkundlichen Exkursionen in der Ammerseeregion durchgeführt.
Das älteste, bislang bekannte, wissenschaftliche Dokument zur Pilzforschung am Ammersee stammt von 1903 und lagert seit mehr als Einhundert Jahren in der Botanischen Staatssammlung München. Es handelt sich um einen kleinen Kernpilz (Pyrenomycet) auf Ranken der Waldrebe (Clematis), den der Mykologe Dr. Rehm bei Herrsching a. Ammersee gesammelt hat.
In den Jahren 1947 und 1951 wurden dann in Dießen a. Ammersee zwei wichtige, pilzkundliche Arbeiten des berühmten Pilzforschers Julius Schaeffer (verstorben 1944 in Dießen a. A., vgl. Haas H, 1949 in Z. Pilzk. 2: 4-10 (1949), als pdf zum Download auf www.dgfm-ev.de] posthum von seiner Frau auf den Weg in die Welt gebracht. Zunächst wurde in „Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der heimischen Flora, Bd. XXVII, 1947, S. 201“ über „Beobachtungen an oberbayerischen Blätterpilzen – Ein Beitrag zur Kenntnis der oberbayerischen Pilzflora“ berichtet. In diesem Beitrag sind auch die Originalbeschreibungen von Cortinarius fuscomaculatus (=fulvoochrascens, jetzt riederi), Cortinarius pistorius, argillopallidus und lutulentus mit den später von Moser in seiner Schleierlings -Monografie (Untergattung Phlegmacium) übernommenen Original-Aquarellen von Schäffer enthalten. Anschließend wurde sein Täublingswerk, eine Monografie zu der artenreichen Sprödblättler-Gattung Russula, veröffentlicht. In diesem Werk sind zahlreiche Lokalitäten aus der Region erwähnt, an denen er Täublingsfunde (Gattung Russula) dokumentiert hat. So schreibt er z. B. auf Seite 100 zu einem Fund von Russula basifurcata „1939, 9 unter Eichen bei Hartschimmel (Dießen): vesca-Sporen, nur kräftiger kurzstachelig, meist isoliert, klein, 7-8/6 µ. Stellung in den Lamellen, weniger zahlreich, alle 5-10 m, wenig dick……“
Tafel XVI aus der Russula-Monografie von Julius Schaeffer (1952)
In seinen Fußstapfen hat dann der ebenfalls berühmte Mykologe und Täublingsforscher Alfred Einhellinger aus München (Die Gattung Russula in Bayern 1985) ebenfalls etliche Exkursionen im Fünfseenland unternommen.
Alfred Einhellinger, Selbstbildnis in Öl
Seit der Wiederbelebung des Vereins für Pilzkunde München im Jahre 1960 wurden von den Vereinsmitgliedern hunderte Exkursionen in der Region westlich von München durchgeführt. Ein Höhepunkt der mykologischen Forschung in der Region war sicherlich die 1989 von Helmut und Renate Grünert (Gilching) für die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) in Herrsching und Umgebung organisierte Tagung. An diesen im Jahresrhythmus jährlich in Österreich, der Schweiz oder Deutschland organisierten Forschungstagungen nehmen etwa 150 erfahrene Pilzkundler teil. Die Funde dieser Veranstaltung sind ebenfalls in diesem Projekt berücksichtigt. In seiner Jubiläumsfestschrift 1985 hat der Verein für Pilzkunde München unter der Leitung von Edmund Garnweidner dann die besondere und artenreiche Pilzflora des NSG Seeholz bei Dießen/Riederau dokumentiert und gewürdigt. Im Jahre 1996 begann Peter Karasch seine bis heute andauernden, intensiven Forschungen an der Pilzflora am Hartschimmel zwischen Andechs-Erling und Pähl, für die er 2004 mit dem Adalbert-Ricken-Preis ausgezeichnet wurde (vgl. Zeitschrift für Mykologie, www.dgfm-ev.de).