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Chlorophyllum rachodes (Vittad.) Vellinga 2002

Synonyme: Lepiota rachodes (Vittad.) Quél. , Lepiota rhacodes (Vittad.) Quél., Leucocoprinus rachodes (Vittad.) Patouill. , Leucocoprinus rhacodes (Vittad.) Patouill., Macrolepiota rachodes var. brunnea (Farl. & Burt) Cand., Macrolepiota rachodes (Vittad.) Singer , Macrolepiota rhacodes var. brunnea (Farl. & Burt) Cand.

Systematik: Basidiomycota > Agaricales > Agaricaceae

Deutscher Name: Safranschirmpilz

Vorkommen:
In Nadelwäldern auf Streu, überall häufig.
Nach dem Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West), Bd. 1B (Karte 1617) in ganz Deutschland in den gut kartierten Gebieten geschlossen verbreitet und wohl mit Ausnahme von Teilarealen des norddeutschen Tieflandes nirgends fehlend.

Vorkommen am Ammersee:
Verbreitet und häufig.
In unserer Datenbank gibt es 18 Fundmeldungen.

Makroskopische Bestimmungsmerkmale:
Hut bis über 15 cm breit, jung geschlossen eiförmig-kugelig, bald konvex, alt auch flach oder schüsselförmig, am hell- bis graubraunen Scheitel glatt, gegen den Rand mit sparrigen, bei Berührung langsam bräunenden Schuppen bedeckt.
Lamellen dichtstehend, rein weiß, am Stiel nicht angewachsen und alt oder bei Berührung langsam rötend oder bräunend.
Stiel 9 bis 16 cm lang und 12 bis 15, am Grund bis 40 mm dick, weißlich, zäh und fest, mit breiter Knolle und einem breiten, fransigen und frei beweglichen Ring, darunter glatt und bei Berührung safranbraun verfärbend, hohl.
Fleisch weiß, im Anschnitt rot- oder safranbraun anlaufend, mit angenehmem Geruch und mildem Geschmack.

Mikroskopische Bestimmungsmerkmale:
Sporen 8,8-11 x 7-8 µm, elliptisch-eiförmig, farblos und glatt, mit Jod braunrot, dickwandig, mit undeutlichem Keimporus.
Sporenpulver blassgelb.
Cheilozystiden keulig bis birnenförmig, Pleurozystiden fehlend.

Bemerkungen:
Die gebratenen Hüte liefern ein vorzügliches, dem Riesenschirmling durchaus ebenbürtiges Gericht.
Das Art-Epitheton „rachodes“ kommt vom Griechischen „rhakos“ und bedeutet „zerlumpt, zerrissen“, wohl in Anlehnung an die aufschuppende Hutoberfläche. Die übliche Schreibweise griechischer Wörter in der wissenschaftlichen Nomenklatur mit Dehnungs-H und „c“ statt „k“ lautet richtig „rhacodes“. In der Originalbeschreibung Vittadinis wurde jedoch irrtümlich „rachodes“ geschrieben. Candusso vertritt die Auffassung, dass diese wohl durch einen Druckfehler entstandene Schreibweise beibehalten werden muß.
Neueren Erkenntnissen zufolge lautet der korrekte Name für den häufigen Pilz Chlorophyllum olivieri (Barla) Vellinga, während es sich bei Chlorophyllum rachodes um eine weniger verbreitete Art mit konzentrisch-schuppig aufplatzender Huthaut handelt (s. Funga Nordica). Vgl. dazu aber auch die Diskussion bei Ludwig.
Ähnliche Arten: Der Riesenschirmling (Macrolepiota procera) ist noch größer und besitzt einen genatterten Stiel sowie nicht rötendes Fleisch. Der Garten-Safranschirmling (Chlorophyllum brunneum) mit stärker rötendem Fleisch und auffallend stark schuppigem Hut wächst in Gärten zwischen Gras, meist auf gedüngten Böden und bisweilen auch in Blumenkübeln. Er gilt als giftigverdächtig.

Kommentar Dr. Ch. Hahn:
Die Bestimmung der Safranschirmlinge wird durch viele Fehlinterpretationen in der allgemein zugänglichen Literatur erschwert. Vellinga hat einerseits die Eigenständigkeit der Gattung Chlorophyllum belegt (z. B. Vellinga et al. 2003), andererseits aber auch den Artenkomplex Chl. brunneum-rhacodes-olivieri bearbeitet und geordnet (z.B. Vellinga 2003a, b). So wurde von Breitenbach & Kränzlin (1995) ein typisches Chlorophyllum rhacodes s.str. als „Macrolepiota rhachodes var. hortensis“ (=Chl. brunneum) vorgestellt, während die dort beschriebene „Macrolepiota rachodes var. rachodes“ ein klares Chlorophyllum olivieri ist.

Autor: Edmund Garnweidner

Quelle / Literatur:
Candusso/Lanzoni, Fungi Europaei 4, Lepiota, S. 530ff.;
Holec/Bielich/Beran, Přehled hub střední Evropy, S. 426;
Lange, C. in Funga Nordica, 1. Aufl., Chlorophyllum, S. 531f. (als Chlorophyllum olivieri);
Ludwig, Pilzkompendium, Bd. 3, Nr. 115.13.A, S. 591ff.

  • Makroskopische Ansicht

    Foto: Peter Karasch